Freitag, 22. November 2019 · 20:00 Uhr · Pfalztheater Kaiserslautern
Das Pfalztheater Kaiserslautern hat den Konzertchor der Stadt Mannheim zur Verstärkung bei der Aufführung des „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy am Freitag, den 22. November 2019 um 20:00 Uhr eingeladen.
⇒ Information zum Konzert auf von mannheim.de
⇒ Eintrittskarten können hier erworben werden.
Mendelssohns „Elias“, das größte Oratorium des 19. Jahrhunderts, wurde am 26. August 1846 in Birmingham, England, uraufgeführt. Der Text basiert auf der alttestamentarischen Geschichte des Propheten „Elias“ in einer Bearbeitung von Julius Schubring. Die englische Übersetzung der ersten Aufführung wurde nach der „King James“ Übersetzung der Bibel von William Bartholomew verfasst. Seit Händels Tagen hatte sich die Gattung Oratorium in England ganz besonderer Beleibtheit erfreut, so dass Mendelssohns erfolgreiche Fortsetzung der alten Tradition beim konservativ gesinnten Publikum großen Anklang fand. Für die 2. Aufführung des Werks in London am 16. April 1847 hatte Mendelssohn das Stück schon überarbeitet. Die erste deutsche Aufführung fand am 9. Oktober 1847 in Hamburg unter der Leitung von Karl August Krebs statt.
Die einmalige Prophetengestalt Elias wirkte im Land Kanaan (heute Israel) 800 Jahre vor der Geburt Christi. Elias war ein unbarmherziger Hüter des Glaubens, der Jahwe als alleinigen Gott Israels sah. Sein Name ist eine Abkürzung von Elijahwe, d.h. „mein Gott ist Jahwe“ – der Name also als Glaubensbekenntnis. Weil das Land in die Hände der Baal-Priester zu geraten drohte, wurde es von einer warnenden Dürrekatastrophe heimgesucht. Der eifernde Elias betrachtete es als seine Pflicht, für Jahwe einzutreten. Auf dem Berg Karmel (in der Nähe der heutigen Stadt Haifa und nicht weit von Nazareth) erlebte das Volk ein eindeutiges Zeichen für Elias’ Glaube an den Gott Jahwe, in dem ein Scheiterhaufen-Altar durch die Hand Gottes angezündet wurde, nachdem Elias öffentlich und inbrünstig zu Jahwe gebetet hatte. Dem folgte der erlösende Regen als Zeichen der Gnade Gottes und als Bestätigung Elias’ Stellung als Bevollmächtigter Gottes und als mächtiger Prophet. Jedoch musste der Prophet bittere Niederlagen erleiden: Durch die Königin des Landes wurde das Volk auf ihn gehetzt. Der unbequeme Mahner zog sich in die Wüste zurück, wo er – als Höhepunkt seines Prophetenlebens – seinem Gott begegnete. Hierdurch ermutigt zog er erneut zum Kampf gegen die Götterverehrer aus und fuhr am Ende seines Lebens in einem feurigen Wagen gen Himmel.
Am Schluss des Oratoriums wird die Ankunft des Messias angekündigt, der Elias’ Wirken fortführen wird. Wie aus dem Neuen Testament hervorgeht, war die Erinnerung an Elias so lebendig geblieben, dass man noch 800 Jahre später, zur Zeit Jesu, ernsthaft mit seiner Wiederkehr rechnete. Der große Bogen von Elias zu Jesus also ist sowohl theologisch als auch historisch begründet.
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Felix Mendelssohn-Bartholdy entstammte einer berühmten jüdischen Akademiker-Familie. Sein Großvater Moses war ein Philosoph der Aufklärung, der sich um die rechtliche Lage der Juden bemühte sowie um eine Verbesserung des Verhältnisses von Juden zu Nichtjuden. In seiner Bemühung, die Juden aus ihrem geistigen Ghetto heraus zu führen und durch seine Forderung an die Juden, sich am kulturellen Leben der Umwelt zu beteiligen, hatte er für die jüdische Geistes-, Religions- und Sozialgeschichte einschneidende Bedeutung. Sein Sohn Abraham (der Vater von Felix) war zunächst Stadtrat in Hamburg und Leiter eines internationalen Bankhauses. Er trat zum Christentum über und war hierdurch bestens in der High Society des neu aufkommenden Bürgertums des 19. Jahrhunderts integriert. Sein späteres Berliner Domizil war Treffpunkt einer illustren Gesellschaft zu der Zelter, Heine, Humboldt, Hegel und E.T.A. Hoffman gehörten. In diese privilegierte Umgebung wurde Felix hinein geboren und für seine Intelligenz, seine Vielseitigkeit und seine Musikalität von allen bewundert. Er galt als genial, als Wunderkind, der sogar von dem alternden Goethe gerne eingeladen wurde, bei ihm zu Hause in Weimar zu musizieren.
Mendelssohns charmanten, oft leichtfüßigen Kompositionen wie „Ein Sommernachtstraum“, die „Hebriden-Ouvertüre“, die „Schottische Sinfonie“, die „Italienische Sinfonie“ u.a. sind geschmeidige Werke, die vor allem formal der Klassik nahe stehen, jedoch im echten frühromantischen Geist gegründet sind. Ihnen wurde oft fehlender Tiefgang vorgeworfen. Sie verdienen jedoch nicht das vernichtende antisemitische Urteil Richard Wagners in der „Neuen Zeitschrift für Musik“: „Mendelssohns Beispiel hat uns gezeigt, dass ein Jude von reichster spezifischer Talentfülle sein kann, dass er die feinste und mannigfachste Bildung, das gesteigertste, zartempfindende Ehrgefühl besitzen kann, ohne es je zu ermöglichen, auch nur ein einziges Mal die tiefe, Herz und Seele ergreifende, Wirkung auf uns hervorzubringen“.
Mendelssohns bedeutendstes Werk „Elias“ beweist das Gegenteil: Es ist von tiefster Einwirkung geprägt, und es verkörpert den Höhepunkt seiner Kompositionen. Der Elias-Stoff scheint seine schöpferische Phantasie spontan angesprochen zu haben, der ihn zu einer gerade blutvollen musikalischen Umsetzung inspirierte. Durch seinen persönlichen Hintergrund und seine Familiengeschichte kannte er wie kein anderer die Beziehung zwischen alttestamentarischen Glaubenslegenden und neutestamentarischen Glaubensbekenntnissen und wusste diese beeindruckend zu interpretieren. Seine Musik überstand die Verfemung seines Schaffens und das spätere Aufführungsverbot seiner Werke durch den NS-Staat.
Lionel Fawcett
Konzertkritiken
⇒ Grandios, gewaltig, überwältigend: Mendelssohns „Elias“ in Kaiserslautern
1 Antwort zu “„Elias“ im Pfalztheater Kaiserslautern”
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